Hügelgräber

Hügelgräber
Hügelgräber,
 
fachsprachlich auch Tumuli für Hügelgräber von Europa bis nach China, in der russischen Archäologie Kurgane (international für die Hügelgräber des südrussischen Raums verwendet), vor- und frühgeschichtliche Grabmäler, häufig mit kunstvollen Innenbauten ausgestattet. Hügelgräber kommen in nahezu allen Teilen der Alten Welt vor, doch mit unterschiedlichen zeitlichen Schwerpunkten und verschiedenartig verbreitet, in der Regel als Grabhügelfelder, seltener als Einzelgräber. In Landstrichen, die seit Jahrhunderten intensiv überackert werden, sind Hügelgräber meist von der Oberfläche verschwunden, in ihren Resten jedoch über die Luftbildarchäologie wieder zu entdecken. Hügelgräber treten in Mittel- und Nordeuropa erstmals in der entwickelten Jungsteinzeit auf. Der äußere Hügelmantel aus Erdreich oder Grassoden bedeckt häufig eine megalithische Grabkammer. Ursprünglich lagen wohl sämtliche Megalithgräber unter Hügeln. Das norde Frühneolithikum kennt neben dem Rund- und Ovalhügel auch den Grabtyp des Langbettes. Baumsarggräber der älteren Nordischen Bronzezeit sind stets von Hügeln bedeckt; häufig finden sich mehrere Hügelbauphasen in stratigraphischer Abfolge übereinander.
 
Die Hügelgräber der »Kurgankultur« in der südrussischen und südsibirischen Steppenregion der Kupfer- und Bronzezeit sind bedeutend kleiner als die im gleichen Gebiet vorkommenden Kurgane aus skythischer Zeit. In der jüngeren Bronzezeit Skandinaviens und Norddeutschlands, aber auch in der Lausitzer Kultur sowie in Mähren finden sich in den Hügelgräbern häufig Brandbestattungen, zum Teil als Fürstengräber gedeutet (Seddin). Auch Urnenbestattungen kommen in Hügelgräbern vor.
 
In der Hallstattzeit Mitteleuropas weisen Hügelgräber häufig aus Holzbohlen gebaute Grabkammern auf. Zeitlich entsprechen ihnen die etruskischen Tumuli Mittelitaliens. In der germanischen Frühgeschichte des 1.-4. Jahrhunderts n. Chr. bilden Hügelgräber die Ausnahme, treten jedoch wieder in der Völkerwanderungszeit auf und sind besonders für die Wikingerzeit typisch, gelegentlich sogar von schiffsförmigem Grundriss. Eindrucksvolle Beispiele der wikingerzeitlichen Hügelgräber stellen die 11 m hohen dänischen Königshügel bei Jelling in Ostjütland dar.
 
Literatur: Bronzezeit.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Hügelgräberbronzezeit: Der »Goldene Hut« von Schifferstadt
 

Universal-Lexikon. 2012.

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